Selbstliebe ist eine wichtige Eigenschaft, der viele von uns viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Das liegt in erster Linie sicherlich daran, dass Selbstliebe häufig mit Egozentrik, Narzissmus und Arroganz verwechselt wird. Dabei geht es bei Selbstliebe gar nicht um eine übersteigerte Ich-Bezogenheit und Selbstverliebtheit sondern darum, dass man sich selbst zu schätzen weiß und annimmt, wer man ist – mit allen Stärken und Schwächen.
Stoppe den Zweifler in dir
Der erste Schritt Richtung Selbstliebe ist, dass du den Kritiker in dir abstellst. Der, der dich immerzu klein macht und dir zuflüstert, wie unzulänglich du bist. Das bist du nämlich nicht! Du musst nicht perfekt sein, um dich selbst lieben zu dürfen. Niemand ist perfekt. Sei großzügig mit dir und verzeihe dir deine Fehler.
Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Jahrelang war ich damit beschäftigt, mich selbst zu hassen. Ich empfand mich als minderwertig und unzulänglich. Und irgendwie schien mir mein Umfeld diese Meinung zu bestätigen. Erst heute verstehe ich, dass mein Verhalten dafür verantwortlich war, nicht meine Persönlichkeit. Wie sollen andere mich lieben und schätzen können, wenn ich es selbst nicht tue? Die anderen nehmen schließlich nur wahr, was ich ihnen zeige – und das war nicht gerade mitreißend.
Vor gut einem Jahr hatte ich dann die entscheidende Erkenntnis. Es war eine intensive Yogastunde, die wir mit ein paar tiefen Vorwärtsbeugen abschlossen. Wir sollten uns selbst für unsere Praxis danken und plötzlich schoss mir der Gedanke durch den Kopf:
Ich liebe mich! Ich liebe alles, was ich bin und was ich tue.
Das kam so überraschend und eindringlich, dass ich es körperlich spüren konnte! Mir wurde ganz warm und ich fühlte mich plötzlich friedlich und geborgen. Seit ich dieses Gefühl verspürt habe, weiß ich, dass mir das niemand von Außen hätte geben können. Ich habe all die Jahre an der falschen Stelle gesucht. Ich habe darauf gewartet, dass ich Anerkennung und Bewunderung von anderen bekomme, dabei muss ich mir die vor allem selbst zugestehen. Seit diesem Tag konnte ich mich von vielen äußeren Zwängen frei machen, weil ich endlich ich und nicht mehr jemand anderes sein wollte.
Offenheit und Selbstbewusstsein
Diese Freiheit kannst auch du dir nehmen, indem du dich selbst liebst und annimmst! Daraus entwickelst du ein ganz anderes, selbstbewussteres Auftreten. Du musst dir kein Bein mehr ausreißen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, denn sie ist nicht mehr lebensnotwendig für dich. Du verlierst deine Angst vor Abweisung, wodurch du offener auf alles zugehen kannst. Diese Offenheit und positive Ausstrahlung zieht andere Menschen ganz automatisch in deinen Bann.
Finde deine Liebe zu dir
Nun fragst du dich vielleicht, wie du dich selbst lieben sollst. Ich möchte dir dazu ein paar Ideen und Methoden vorstellen. Probiere sie aus und finde heraus, durch welche du deine Liebe zu dir entdeckst:
- Spiegelarbeit: Stelle dich mehrmals täglich vor einen Spiegel, sieh dir in die Augen und sage dir laut „Ich liebe Dich genau so, wie Du bist“. Das fühlt sich im ersten Moment sehr komisch an, aber es fördert deine Beziehung zu dir selbst und du gewöhnst dich daran, dir selbst Komplimente zu machen, statt dir immer nur vor Augen zu halten, wie unzulänglich du bist.
- Schätze, was du erreichst: Setze dich jeden Abend hin und reflektiere, was du diesen Tag alles geschafft hast. Auch die kleinen Dinge zählen! Dadurch veränderst du den Blick auf dich und deine Fähigkeiten und lernst, dich selbst wertzuschätzen. Belohne dich ruhig auch einmal für deine kleinen und großen Heldentaten.
- Übe Yin Yoga: Yin Yoga ist eine ruhige, sehr nach innen gerichtete Yogapraxis, in der du dir selbst mit liebevoller Aufmerksamkeit begegnest. Du lernst dich selbst kennen und du lernst, dir selbst wertfrei und ohne dich zu verurteilen gegenüberzutreten.
- Meditation zur Öffnung deines Herzens: Wenn du mit der Meditation vertraut bist, kannst du auch darüber dein Herz öffnen und tiefe Selbstliebe erfahren. Schöne Anleitungen findest du auf der Website von Dr. Jörg Schweikart.
- Notfall-Meditation bei Zweifel und Angst: Lege deine Hände auf dein Herz, schließe die Augen und sage dir bei der Einatmung „Ich akzeptiere mich ganz und gar, so wie ich bin“. Bei der Ausatmung „Ich nehme mein Leben und mein Schicksal an, so wie es ist“. Wiederhole das mindestens 30 Atemzüge lang.
Selbstliebe als Fundament der Nächstenliebe
Erst durch Selbstliebe entsteht aufrichtige Liebe anderen gegenüber. Du liebst nicht mehr vorrangig um Liebe für dich zu bekommen (das ist tatsächlich egoistisch), sondern weil du vor Liebe geradezu übersprudelst. Die Toleranz und Vergebung dir selbst gegenüber überträgst du auch auf deine Mitmenschen. Du hegst weniger überzogene Erwartungen und den Wunsch, andere verändern zu wollen in dem gleichen Maß, in dem du Frieden mit deinen vermeintlichen Unzulänglichkeiten schließt.
David Goggins, ein inspirierender Navy SEAL, der seine sportlichen Ausnahmeleistungen wohltätigen Zwecken widmet, sagte einmal:
You have to be a good individual first before you can be a good team player.
Wie wahr das doch ist! Und es gilt nicht nur im Teamsport, sondern in allen Aspekten des Lebens! Sich um sein Wohlergehen zu kümmern und sich selbst zu lieben ist nicht egoistisch, sondern die Grundlage dafür, dass man für andere da sein kann.
Darum trau dich und fang an, dich selbst zu lieben! Der Rest kommt von ganz allein.
2 Kommentare
Liebe Yamina,
das ist eine fundamentale Erkenntnis und doch oft so schwer umzusetzen. Du hast selbst erfahren, dass theoretisches Wissen nicht weiterhilft, wenn die Erkenntnis auf emotionaler Ebene fehlt. Ich wünsche allen Menschen, diese Erfahrung zu machen und freue mich für dich, dass Yoga dir dazu verholfen hat.
Liebe Grüße von
Petra
Liebe Petra!
Ich bin dir sehr dankbar für deinen Beitrag, denn du hast die Worte gefunden, die mir gefehlt haben. Ich hoffe ebenso, dass noch viele Menschen diese Erfahrung machen und den Mut aufbringen, sich selbst zu lieben. In diesem Sinne alles Liebe!