Auf das Buch Ho’Oponopono von Suzan H. Wiegel, erschienen im Schirner Verlag Darmstadt (1. Auflage 2012, ISBN 978-3-8434-3022-7), bin ich durch eine Verwandte gestoßen, die es mir bei meinem letzten Besuch zum Abschied einfach in die Hand drückte. Anfangs wusste ich gar nicht so richtig, was ich damit anfangen sollte, doch dann habe ich begonnen, es zu lesen – und war sehr schnell total gefesselt! Aber fangen wir vorne an.
Was ist Ho’Oponopono?
Ho’Oponopono ist ein Ritual der hawaiianischen Kahunas zur geistigen Reinigung, Aussöhnung und Vergebung. Ursprünglich trifft man sich dazu im Kreis der Familie und vergibt sich auf liebevolle und wertschätzende Weise alles, was zwischen einem steht. Moderne Auslegungen ermöglichen die Durchführung eines Ho’Oponoponos auch, wenn man alleine ist.
Um das Ho’Oponopono zu verstehen, muss man zuerst begreifen, wie die Kahunas den Menschen betrachten. Suzan H. Wiegel hat mehrere Jahre bei den Kahunas verbracht und so ihre Philosophie aus erster Hand erfahren. In Erklärungen und Diskursen mit ihrem Lehrer wird die Philosophie leicht zugänglich und authentisch wiedergegeben.
Die Sicht der Kahunas auf die Menschen
Schnell bemerke ich einige Parallelen zwischen dem hawaiianischen und yogischen Verständnis vom Menschen. Beide Philosophien betrachten den Mensch als vollkommenen Teil eines großen Ganzen, mit dem man immer verbunden ist, auch wenn man den Kontakt gerade nicht spürt. Im Hatha Yoga übt man Asanas, Pranayama und Meditation, um die Verbindung wieder zu fühlen. Die Kahunas haben eher eine mentale Herangehensweise. Sie glauben, dass jeder selbst der Schöpfer seiner Wirklichkeit ist. Statt in Trennung und in Grenzen zu denken, glauben sie an die Verbundenheit mit der Allseele, weswegen diese zur Realität für die Kahunas wird. Sie lassen sich von ihrem Herzen leiten, wodurch sie innere Freiheit und große Zufriedenheit erlangen.
Solange du an Grenzen glauben willst, werden sie in deinem Leben erscheinen. Du kannst nur erfahren, was du selbst für möglich hältst. Denke, sprich und handle genau so, wie es deinen Gefühlen entspricht, denn deine Seele spricht zu dir über diese. Aus ihnen erschaffst du immer deine Wirklichkeit. (S. 41f)
Sobald wir anerkennen, dass unsere Überzeugungen die Qualität unseres Lebens bestimmen, haben wir den Schlüssel zur inneren Freiheit gefunden. (S. 94)
Du hast die Wahl
Dadurch, dass die Wirklichkeit widerspiegelt, woran du glaubst, hast du den Kahunas zufolge immer die Wahl. Mach dich frei von Zweifeln, denn sie untergraben deine Entscheidung und beeinflussen somit auch deine Realität.
Du kannst dich bewusst dafür entscheiden, was du denkst und fühlst. […] Du kannst wählen, welche Bedeutung du den Dingen deines Alltags geben willst […]. (S. 47)
Eine kraftvolle, wirkungsvolle Entscheidung zu treffen, bedeutet auch immer, jeden Zweifel daran vollkommen auszuschließen. Erst dann kann eine Entscheidung wirklich etwas bewirken. […] Jeder Zweifel ist seiner Natur nach eine Verneinung. (S. 45)
Und löse dich von dem Gedanken, Fehler zu machen. Alle Entscheidungen, die du triffst, dienen dazu, dass du etwas lernst. Also ärgere dich nicht über dich selbst.
Wenn du jetzt erkennst, dass du zuvor Entscheidungen getroffen hast, die du nun ganz anders fällen würdest, dann sei einfach nur dankbar für diese Erkenntnis.
Es geht um Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Diese beiden Eigenschaften sind Grundvoraussetzung um deinen Mitmenschen ebenfalls wertschätzend und liebevoll gegenübertreten zu können. So erkennst du das Vollkommene in dir und allen anderen und kannst in Form eines Ho’Oponopono aufrichtig vergeben.
Balsam für die Seele
Die Philosophie der Kahunas, in der man sich und seinen Mitmenschen mit Liebe, Güte und Mitgefühl begegnet, wird sehr schön und eingängig von Frau Wiegel beschrieben. Das Buch ist kompakt und gut lesbar und du findest viele tiefe Wahrheiten darin. Sie fördern besonders deine Selbstakzeptanz und Versöhnung mit dir selbst, welche meiner Meinung nach zu den größten Herausforderungen in unserem westlichen Wertesystem zählen.
Besonders berührt hat mich die Parallele zur Yoga Philosophie, denn vieles kam mir bereits vertraut vor. Frau Wiegel hat es geschafft, mir das im Yoga Gelernte noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu erläutern und so ein noch tieferes Verständnis für die Inhalte zu vermitteln. Einzig Frau Wiegels Ausflug ins Quantenbewusstsein hat mir persönlich nicht gefallen. Ansonsten bleibt mir nur, dich zu warnen: dieses Buch macht glücklich!
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