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Interview mit einem Nicht-Yogi: Es gibt für jeden das passende Yoga

23. Juli 2015

Heute möchte ich eine Lanze für’s Yoga brechen! Da ich voreingenommen bin, habe ich mir professionelle Hilfe geholt: bei einem Freund, der kein Yoga macht. Er ist mit mir in eine Stunde gekommen und hat mir danach ganz offen seine Eindrücke geschildert. Aber bevor es losgeht:

Sein Profil

Er ist Ende 20 und ziemich sportlich. Zum Krafttraining geht er mehrmals die Woche ins Fitnessstudio, für die Ausdauer kommen Laufen und Schwimmen dazu. Beruflich hat er viel um die Ohren, wodurch er eigentlich ständig im Stress ist und die Arbeit erfolgt meistens im Sitzen.

Y: Welche Vorurteile hast du gegenüber Yoga?
F: Yoga ist nur was für Frauen. Man sitzt die ganze Zeit herum und dehnt sich ein bisschen. Das ist bestimmt sehr schmerzhaft. Außerdem mag ich den religiösen Touch am Yoga nicht. Ich habe das Gefühl, man will mich indoktrinieren. Ich bin nicht gläubig und möchte weder Mitglied einer Religion werden noch irgendeinem Guru huldigen. Außerdem habe ich eine Abneigung gegen das menschenverachtende Kastensystem im Hinduismus und Yoga ist mit dem Hinduismus verbunden.

Y: Wow, das sind ja einige Vorurteile. Warum bist du dann trotzdem mit mir zum Yoga gegangen?
F: Neben meinen Vorurteilen habe ich auch wirklich Phantastisches über Yoga gehört. Zum Beispiel, dass es gut für den Rücken ist. Das ist für viel sitzende Menschen wie mich wichtig. Und auch wenn ich Dehnungen nicht mag, glaube ich, dass sie wichtig sind und eine sinnvolle Ergänzung zu meinen anderen Sportarten liefern. Außerdem soll Yoga regenerativ wirken. Da bin ich neugierig geworden. Schließlich interessiert mich noch der Punkt, dass man nach der Stunde erleuchtet und glücklich ist. Das musste ich mir doch mal ansehen.

Y: Was waren deine Highlights in der Stunde?
F: Am Besten haben mir die persönlichen Korrekturen gefallen. Sie wurden mit sehr sanften Berührungen durchgeführt und wirkten geradezu liebevoll. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Ich bin einen gröberen oder vielleicht mechanischeren Umgang gewohnt. Außerdem wurden wir die ganze Zeit mit „du“ angesprochen, wodurch ich das Gefühl hatte, die Lehrerin meint wirklich mich persönlich. Überhaupt war die Stunde sehr individuell auf die Schüler abgestimmt und man wurde nicht mit Standardtexten abgefertigt.

Y: Was meinst du damit? Kannst du mir ein Beispiel nennen?
F: Es war einer der heißesten Tage des Jahres und alle waren ziemlich unruhig. Die Lehrerin ging auf diese Stimmung ein, indem sie beschrieb, wie sie sich fühlte und mit der Anfangsentspannung alle erst mal zur Ruhe kommen ließ. Dadurch sind wir alle irgendwie in der Stunde angekommen.

Y: Gibt es auch etwas, das dir nicht so gut gefallen hat?
F: Ich finde es ja einerseits einen tollen Service, dass das Studio Yogamatten zur Verfügung stellt. Aber ich habe ziemlich stark geschwitzt und danach die Matte einfach wieder zu den anderen gehangen. Ist das nicht ein bisschen unhygienisch? Man weiß halt nicht, ob beziehungsweise wann die Matten gereinigt werden. Was mir auch nicht so gefallen hat, war die Schlussentspannung. Wir haben so viele Hilfsmittel (Blöcke, Decke) benutzt, dass ich mich gar nicht mehr entspannen konnte. Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, wie unbequem die Blöcke sind und außerdem war mir viel zu heiß. Die Erleuchtung ist ausgeblieben.

Y: Das tut mir leid! Aber falls es dich beruhigt: oft dauert es ein paar Stunden, bis man sich wirklich auf die Entspannung einlassen kann. Wie sieht es denn mit den anderen Vorurteilen und Erwartungen aus? Wurden sie bestätigt beziehungsweise erfüllt?
F: Positiv überrascht hat mich, dass der religiöse Teil sehr allgemein und recht weltlich gehalten wurde. Wir mussten keine Gebete sprechen und keinem Bild von einem Guru oder ähnlichem huldigen. Am Ende haben wir uns zwar verneigt, aber nicht vor irgendeinem hinduistischen Gott, sondern vor uns selbst (als Dank dafür, dass ich mir diese Stunde Zeit für mich genommen habe) beziehungsweise vor dem, was größer ist, als wir selbst. Ich hatte also die Freiheit, selbst zu wählen, vor wem ich mich verneige. Und es regt dazu an, einmal darüber nachzudenken, was für mich eigentlich größer ist, als ich selbst. Das muss ja nicht Gott sein, sondern kann auch zum Beispiel die Familie sein. Ansonsten haben sich meine Muskeln tatsächlich während der Stunde regeneriert. Ich hatte ziemlich starken Muskelkater im Rücken vom Training am Vortag. Der war nach der Stunde besser und die Nachwirkungen habe ich noch mehrere Tage gespürt. Übrigens haben wir natürlich nicht nur Dehnungen gemacht, sondern im Gegenteil viele Übungsabläufe (zum Beispiel den Sonnengruß). Die haben mich ganz schön gefordert, denn sie waren ungewohnt für mich und ich musste mich stark konzentrieren. Das war ziemlich anstrengend.

Y: Konntest du dabei nicht auch abschalten und dich entspannen?
F: Doch, schon. Dadurch, dass meine Konzentration so auf die Abläufe gebündelt war, habe ich tatsächlich alles andere, was mich vorher noch beschäftigt hat, vergessen.

Y: Danke für die vielen verschiedenen Eindrücke. Jetzt noch die wichtigste Frage: würdest du wieder zum Yoga gehen?
F: Ja! Auch wenn ich bei der Schlussentspannung nicht richtig abschalten konnte, war ich nach der Stunde definitv entspannt. Das lag zum Großteil an den ruhigen Anleitungen der Lehrerin und überhaupt ihrer positiven Art. Nächstes Mal richte ich mich in der Endentspannung einfach so ein, wie ich mich wohlfühle.

Dein Einstieg ins Yoga

Wie du siehst, Yoga ist zwar mit vielen Vorurteilen behaftet, aber sie entsprechen gar nicht der Wahrheit. Mein Freund hat das am eigenen Leib erfahren und auch du wirst feststellen, wie wenig davon zutrifft. Also, pack dir ein Shirt und eine Hose und mach dich auf zum nächsten Yogastudio für DEINE erste Stunde! Übrigens ist Yoga nicht gleich Yoga. Es gibt eine Unmenge verschiedener Yogastile und Ansätze. Das ist anfangs vielleicht etwas überfordernd, aber das Gute ist, dass wirklich für jeden etwas Passendes dabei ist. Frag am besten jemanden aus deinem Umfeld, wo er/ sie hingeht oder probier einfach ein paar Studios aus. Bitte gib nicht sofort auf, wenn dir die erste Stunde nicht gefallen hat, sondern versuch erst noch andere Yogastile.

Wie waren deine ersten Yoga Erlebnisse? Ich freue mich auf deine Kommentare!

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2 Kommentare

  • Antworten Petra 10. August 2015 at 10:05

    Hallo Yamina,

    meine eigenen Yoga Erfahrungen decken sich zum einen mit den positiven Erlebnissen deines Freundes. Aus solch positiven Stunden bin ich schwebend vor Entspannung herausgegangen. Leider habe ich auch indoktrinierende Stunden erlebt, in denen ich mich über den Inhalt der Vorträge, die gehalten wurden, so aufgeregt habe, dass von Entspannung keine Rede sein konnte. Ich kann deshalb nur empfehlen, wirklich so lange nach dem passenden Yoga zu suchen, bis ihr euch wirklich wohl fühlt. Das kann manchmal ein bißchen dauern, aber es lohnt sich.

    • Antworten Yamina 10. August 2015 at 15:26

      Liebe Petra,
      wie Recht du hast! Danke für deine motivierenden Worte und weiterhin eine entspannende Yogapraxis!

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