Als ersten Programmpunkt für die lange Nacht des Yoga habe ich mir die Kundalini Stunde im Kundalini Yoga Zentrum e.V. rausgesucht. Zum einen habe ich noch nie Kundalini Yoga gemacht und wusste eigentlich gar nicht so richtig, was das überhaupt ist. Zum anderen fand ich den Titel sehr schön und freute mich auf eine ruhige Stunde zum Energietanken.
Das hatte ich auch bitter nötig, denn ganz entgegen der yogischen Gelassenheit, kam ich viel zu knapp und völlig gehetzt im Kundalini Yoga Zentrum an (Notiz an mich selbst: nächstes Mal früher losfahren und das Einlassbändchen schon ein paar Tage vorher besorgen). Zum Glück erwarteten mich strahlend weiße Räume und Ruhe ausstrahlende Mitglieder in teilweise weißer Kleidung, sodass ich sofort etwas runterkommen konnte. Ich war bereit!
Unkonventionelles Yoga
Am Anfang der Stunde sagte der Lehrer ein paar Worte zu Kundalini Yoga und beschrieb es vor allem als unkonventionelles Yoga – womit er Recht behalten sollte. Dann begannen wir mit einem sehr schönen Mantra:
Ad Guray Nameh, Jugad Guray Nameh,
Sat Guray Nameh, Siri Guru Devay Nameh.(Ich verneige mich vor dem unendlichen Lehrer. Ich verneige mich vor dem Lehrer in allen Zeiten. Ich verneige mich vor dem inneren Lehrer, der uns die Wahrheit enthüllt. Ich verneige mich vor dem Guru, dem göttlichen Lehrer, der uns aus dem Dunkeln zum Licht führt.)
Der Hauptteil der Stunde bestand aus mehreren Variationen der Feueratmung mit weit geöffnetem Mund (o-Atmung) zum Zweck der inneren Reingung. Ich war überrascht, wie anstrengend diese Atemübungen sind, besonders auch wegen des Gefühls der Hyperventilation. Ich geriet ziemlich schnell an meine geistigen Grenzen und wollte schon aufgeben. Das würde wohl doch nicht so eine ruhige Stunde werden, wie ursprünglich erhofft. Doch unser Lehrer ermutigte uns, weiter zu machen. Das Gefühl, als wir mit den Atemübungen fertig waren, war unbeschreiblich erleichternd und euphorisierend. Danach folgte eine Sequenz des freien Tanzens zu verschiedenen Musikstücken mit unterschiedlichen Rhythmen. Der Teil gefiel mir persönlich am besten, da der Körper nochmal richig schön gelockert wurde und die Euphorie aus der Atemübung ein Ventil bekommen hat.
Abgeschlossen wurde die Stunde mit ein paar stehenden Haltungen, Shavasana und dem gemeinsamen Singen des Songs Long Time Sun Shine, mit dem alle Kundalini Stunden weltweit beendet werden.
Eine bereichernde Erfahrung, die Lust auf mehr macht
Auch wenn ich die Stunde zu Beginn seltsam fand und mir die Atemübungen überhaupt keinen Spaß gemacht haben, war die Stunde insgesamt doch sehr bereichernd und hat mich neugierig auf mehr gemacht. Besonders das befreite Gefühl nach der Stunde und die Offenheit, mit der man im Zentrum empfangen wurde, ließen mich mit einem guten Gefühl weiterziehen. Das war bestimmt nicht meine letzte Kundalini Stunde!
Übrigens, im nächsten Yoga Studio traf ich auf eine geübte Ashtanga Yogini, die ebenfalls in der Kundalini Stunde war. Sie traf den Nagel auf den Kopf indem sie ziemlich erstaunt sagte:
„Ich würde mich ja nicht als komplett unfit bezeichen, aber nach den Atemübungen war ich völlig fertig!“.
Ach, und was ist Kundalini jetzt eigentlich?
Natürlich habe ich Kundalini Yoga jetzt doch mal ein wenig recherchiert, um das Erfahrene in einen Kontext setzen zu können. Kundalini Yoga dient stark vereinfacht der Erweckung der Kundalini – der spirituellen Energie des Menschen. Dazu werden die Energiebahnen (Nadi) und -zentren (Chakren) mittels Atemübungen und Asanas (Körperhaltungen) gereinigt und geöffnet. Dabei ensteht das Gefühl von Lebendigkeit und Wachheit. Und das hat die Stunde im Kundalini Yoga Zentrum wunderbar vermittelt.
Noch keine Kommentare