Body

Das richtige Maß

24. Februar 2016

Ein Ziel des Yoga ist es, Achtsamkeit und Gelassenheit zu üben. Aber vielleicht kennst du das: gerade in den dynamischeren Stunden erwischt du dich oft dabei, wie du dich mitreißen lässt und über deine Grenzen hinaus schießt. Vorbei ist es mit der Achtsamkeit und Gelassenheit, der Ehrgeiz übernimmt die Führung. Doch warum ist eine maßvolle Praxis so wichtig und wie kommst du dahin?

Kenne deine Grenzen

Zum einen ist es für deinen Körper auf Dauer sehr ungesund, wenn du ihn ständig überlastest. Du merkst vielleicht gar nicht, dass deine Muskulatur noch nicht bereit für die Praxis ist, was zu Lasten deiner Gelenke geht und sie übermäßig verschleißen lässt. Zum anderen geht es im Yoga gerade nicht darum, eine möglichst hohe Leistung zu erbringen, sondern einen ruhigen, ausgeglichen Geist zu erlangen. Laut Patanjali sind dafür beharrliches Üben (Abhyasa) und Gleichmut (Vairagya) nötig (Yogasutra 1.12). Die körperliche Praxis bietet dir eine wunderbare Gelegenheit, beides zu üben.

Gleichmut

Gleichmut bedeutet nicht, dass dir alles egal ist, aber dass du von den Dingen, die du tust, nichts erwartest und dich nicht durch äußere Einflüsse von deinen Zielen abbringen lässt. Konkret für deine Praxis heißt das, dass nicht die anderen Übenden das Maß deiner Praxis bestimmen, sondern du und dein Körper. Lass dich nicht davon irritieren oder gar ärgern, dass andere alles viel besser können als du, denn das ist nicht wichtig. Du bist in dieser Stunde, um etwas über dich zu lernen. Dabei spielen alle anderen keine Rolle. Nutze die Haltungen, um dich zu spüren und kennen zu lernen. Lege deinen Ehrgeiz, den wir so früh antrainiert bekommen, für einen Moment zur Seite und beobachte einfach nur, was da ist. Du wirst überrascht sein, was da alles in dir steckt!

Beharrliches Üben

Um beharrlich üben zu können, ist das richtige Maß in deiner Yogapraxis besonders wichtig. Was bringt es dir, wenn du zwar eine anstrengende Stunde irgendwie „durchgehalten“ hast, aber dann vier Tage so schlimmen Muskelkater hast, dass du gar nichts mehr machen kannst? Besser ist doch, so zu üben, dass du dich nach der Stunde gut fühlst und am nächsten Tag gleich weitermachen möchtest. Denn auch beim beharrlichen Üben geht es nicht um Leistung, sondern einfach nur darum, „dran zu bleiben“ und immer weiter zu machen, auch wenn vielleicht mal nicht das erwünschte Ergebnis eintritt. Mach dich generell frei davon, in Ergebnissen zu denken. Erwarte nichts von deinen Handlungen, sondern beobachte interessiert, was passiert. Erwartungen lassen dich den Augenblick verpassen. Interessiertes Beobachten bringt dich in das, was gerade ist. Ins Hier und Jetzt.

Sei ehrlich zu dir Selbst

Um deine Grenzen zu erkennen und so eine achtsame Übungspraxis zu erreichen, ist es wirklich wichtig, deinen Körper zu beobachten. Wie ist dein Atem? Gleichmäßig und ruhig? Oder angestrengt, kurz und irgendwie eng? Tut dir irgendetwas weh? Letztere Empfindungen sind klare Zeichen dafür, dass du dich gerade überanstrengst. Ist das der Fall, sei so ehrlich und gehe etwas aus der Haltung heraus oder verwende Hilfsmittel. Es ist keine Schande, Hilfsmittel zu verwenden, sondern ein Zeichen von Reife und Selbstwertschätzung. So erlangst du eine nachhaltige Übungspraxis und gibst deinem Körper die Möglichkeit, sich gesund und in seinem Tempo an die neue Belastung anzupassen. Gleichzeitig lernst du deine innere Stimme kennen und auch, auf sie zu hören. Das wird dir in jeder Situation auf und neben der Matte sehr hilfreich sein.

Erreiche eine erhebende Praxis

Eine Freundin von mir setzt sich vor jeder Stunde die Intention, achtsam zu üben und liebevoll mit sich umzugehen. Ich habe das heute auch einmal ausprobiert und war total begeistert von dem Ergebnis. Denn auch ich schaffe es nicht immer, in meinem Tempo zu üben und neige dazu, einfach alles mitzumachen, was uns als Option in den Stunden angeboten wird. Doch nachdem ich mir die Intention gesetzt habe, habe ich wirklich einmal nur das geübt, wonach mir gerade war und was sich wirklich gut für mich anfühlte. Ich kam völlig beflügelt aus der Stunde, geradezu euphorisch und hatte das Gefühl, diese Sunde maximal erlebt zu haben. Ich war komplett bei mir und im Moment!

Setze dir in deiner nächsten Yogapraxis doch auch einmal diese Intention und beobachte, wie das Berücksichtigen deiner Grenzen deine Praxis auf ein ganz neues Level hebt. Du wirst eine vielleicht bis dahin noch nie dagewesene Leichtigkeit spüren. Ich wünsche dir viel Spaß!

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